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Das Flüstern im Dunkeln B2.2

A horror story by Lena Schneider

Es war eine kalte, neblige Nacht, als Anna beschloss, den alten Wald zu betreten. Die Legenden über diesen Wald waren unheimlich. Man sagte, dass die Seelen der Verstorbenen dort umherirrten, auf der Suche nach Frieden. Anna, die immer an das Übernatürliche geglaubt hatte, wollte den Mut aufbringen, ihre Ängste zu überwinden. Sie hatte gehört, dass es in der Mitte des Waldes eine vergessene Hütte gab, und sie war entschlossen, sie zu finden.

Mit einer Taschenlampe in der Hand machte sich Anna auf den Weg. Der Wald war still, nur das Rascheln der Blätter unter ihren Füßen war zu hören. Je tiefer sie in den Wald eindrang, desto dichter wurde der Nebel. Es schien, als würde die Dunkelheit sie umarmen. Plötzlich hörte sie ein leises Flüstern, das durch die Bäume wehte. Es klang wie Stimmen, die ihren Namen riefen. "Anna... Anna...".

Erschrocken blinzelte sie und versuchte, die Quelle der Stimmen zu finden. Doch der Nebel war zu dicht, und sie konnte nichts sehen. Das Flüstern wurde lauter, und es schien, als würden die Bäume sich näher zusammenrücken. Anna fühlte sich unwohl, dennoch setzte sie ihren Weg fort, getrieben von einer Mischung aus Neugier und Angst.

Nach einer Weile sah sie in der Ferne ein schwaches Licht. Ihre Hoffnung stieg. Vielleicht war das die Hütte! Als sie näher kam, bemerkte sie, dass das Licht von einer alten, verfallenen Hütte ausging. Der Anblick war düster; die Fenster waren zerbrochen, und die Tür hing schief in den Angeln.

Trotz ihrer Angst öffnete Anna die Tür und trat ein. Der Raum war voll Staub und Spinnweben. An den Wänden hingen vergilbte Fotos von Menschen, die sie nicht kannte. Doch eines der Fotos fiel ihr besonders ins Auge. Es zeigte eine Frau, die Anna zum Verwechseln ähnlich sah. Sofort überkam sie ein Gefühl der Beklemmung.

Plötzlich hörte sie wieder das Flüstern. Es war jetzt direkt hinter ihr. Sie drehte sich um, aber niemand war da. Ihr Herz schlug schneller, und sie beschloss, die Hütte zu verlassen. Doch als sie die Tür öffnen wollte, war sie verschlossen. Panik breitete sich in ihr aus. Sie klopfte an die Tür und rief um Hilfe, aber niemand antwortete.

Das Flüstern wurde lauter, und sie konnte die Worte jetzt deutlich hören. "Komm zu uns, Anna... Du gehörst hierher...". Ihre Beine zitterten vor Angst, und sie fühlte sich wie in einem Albtraum gefangen. Sie suchte nach einem Ausweg, aber die Fenster waren zu hoch und die Wände schienen sie einzusperren. 

In einem Moment der Verzweiflung fiel ihr Blick auf eine Treppe, die in den Keller führte. Es war dunkel, und sie wusste, dass sie vielleicht noch mehr Angst empfinden würde, aber sie hatte keine andere Wahl. Mit zitternden Händen nahm sie die Treppe hinunter. Der Keller war kalt und feucht, und als sie das Licht ihrer Taschenlampe einschaltete, entdeckte sie eine Reihe von alten Kisten.

Eine der Kisten war offen, und als Anna näher trat, fiel ihr auf, dass sie voller alter Briefe war. Die Briefe waren an die Frau adressiert, die auf dem Foto war. In einem der Briefe stand: "Ich kann nicht mehr warten. Du bist die Einzige, die mich retten kann. Komm zu mir, Anna...".

Plötzlich spürte Anna einen kalten Hauch, der über ihren Nacken strich. Es war, als würde jemand hinter ihr stehen. Sie drehte sich um, aber wieder war niemand da. Das Flüstern war nun ein schriller Schrei, der ihre Ohren durchdrang. "Komm zurück!" rief eine Stimme, und die Wände schienen sich um sie zu schließen.

In einem letzten verzweifelten Versuch stürzte Anna zur Treppe, öffnete die Tür und rannte in die Nacht. Der Nebel umhüllte sie, aber sie hörte das Flüstern nicht mehr. Sie war entkommen, aber in ihrem Herzen wusste sie, dass der Wald und die Hütte sie niemals wirklich loslassen würden. Als sie schließlich die Grenze des Waldes überquerte, drehte sie sich um, und für einen kurzen Moment glaubte sie, die Silhouette der Frau im Fenster der Hütte zu sehen. 

Die Legenden wurden wahr, und Anna wusste, dass sie nie wieder zurückkehren konnte. Der Wald war ein Ort, an dem die Vergangenheit nie wirklich ruhte, und die Seelen waren immer auf der Suche nach neuen Geschichten, die erzählt werden mussten.